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11. Oktober - Farbenball

Ich möchte ja sowenig Anglizismen benutzen wie möglich, aber ich kann ruhig schreiben, dass der Freitag, wenn nicht ganz die ganze Woche oder der ganze Aufenthalt (OK, das nun nicht) vom Paintball dominiert wurde. Paintball ist ein strategisches Kriegsspiel, in dem man mit einem mit Farbkügelchen geladenen Luftgewehr versucht den Gegner abzuschießen. Mittels Bus gelangten 44 ebsler samt Direktor Kelly (der doch nur 43 Jahre alt ist, zumindest hat er das angegeben) zum Spiel und Sperrgebiet, etwa eine halbe Stunde vor Dublins Toren. Für 20€ bekamen wir die Busfahrt, ein Mittagessen bestehend aus einem wirklich guten Burger, Bohnen und Kartoffeln und 140 Schuss Munition. Kaffee und Tee umsonst, war auch gut, denn das Wetter war das schlechteste, seit dem ich hier bin. Es hat zum ersten Mal richtig geregnet. Nach der Busanfahrt mussten wir noch 10 Min. über ein Feld zum Wald laufen, wo die Marshalls bereits auf uns warteten. Allein dieser Fußweg brachte mir derart nasse Füße ein, so dass ich während dem Spiel nicht mehr nach unten schauen musste, um Pfützen zu umgehen. Gespielt wurde in zwei Gruppen, jeweils 22 Mann und Frau stark. Alle hatten die gleichen Uniformen bestehend aus Parkahose, Anorak mit Kapuze und einer Ganzgesichtsmaske wie eine Mischung aus Schibrille und eines Endurohelmes. Individuell nur die Schuhe. Und die beiden Teams unterscheideten sich in Armbinden an beiden Armen, repräsentativ für 2 Leben pro Spielrunde. Es wurden gesamt 2x2 Durchläufe bestritten. Nach der Regelkunde (Masken absetzen im Sperrgebiet verboten, wenn euch eine Kugel im Auge trifft - ist es draußen, auf die Nase - gebrochen, in den Mund oder an den Kiefer - Zahnarztbesuch...) und einer kurzen Vorführung mit der Waffe ging's auch schon los.

Erstes Spiel: Beide Mannschaften haben einen Stützpunkt, in dem ist eine Fahne, die gilt es zu verteidigen und die fremde in seinen Besitz zu bringen. In der ersten Runde war ich in der Verteidigung. Etwa 20 Meter vor unserem Lager hab ich mich verhanzt und über meine Deckung immerhin einen "Feind" in seine vorzeitige Pause geschickt. Selber wurde ich am Helm getroffen, das zählt aber nicht, man durfte danach weiterspielen. Aber der Treffer sorgte für einen ordentlichen Adrenalinschub - ich sah das Ploppen am etwa 20m entfernten gegnerischen Gewehr und keine Sekunde später platzt 3 cm vor meinem Gesicht die Kugel und verschmiert mir mein Visier. Schon irgendwie geil! Im zweiten Durchgang das selbe Spiel, nur mit vertauschten Seiten und ich diesmal in der Offensive. Die Osteuropakonnektion, ein vierköpfiges A-Team bestehend aus einem Österreicher, einem Polen, einem Russen und mir, formierte sich bereits 30 Sekunden nach Anpfiff in Schussweite vor dem gegnerischem Lager! Im Gegensatz zur Abwehr benötigt man hier schon eine Taktik, mehr als nur "die knalln ma ab und dann gehn ma nei und holn uns da fahna!" Im Blick- und Sprechkontakt ist abwechselnd immer einer im Feuerschutz der Kollegen dem gegnerischen Lager immer näher gerobbt. Es hat nun auch mehr geregnet, hat der Atmosphäre aber nur geholfen. Es hatte was von einem Kampf im Dschungel. Ich fand es besser, hinter einem Baum in Deckung zu gehen, aus dem Stand gezielter über den Palisadenzaun die Gegner zu treffen. Sicher mussten aufgrund meiner Treffer drei bis vier Armbinden an die Marschalls abgegeben werden, was für ein Spaß! Leider wurde ich dann am Schuh (!) getroffen und musste daher in mein Lager zurück um meine Binde abzugeben. Die letzten Minuten war ich nur noch in der Abwehr, da sich ein erneutes Anschleichen ans gegnerische Lager wegen der unwegsamen Gelände voller Verstecke und das auch noch alleine einem Selbstmordkommando gleichgekommen wäre. Dann Pause, es wurde erwartungsgemäß keine Fahne erobert, aber es zählten auch die einzelnen Armbinden. Die Gegner lagen vorne!

Im zweiten Spiel gab es nur eine angreifende und eine verteidigende Mannschaft. Erst waren wir in der Defense. Aus einem gut geschütztem Lager mussten wir erneut Fahnen verteidigen, diesmal deren zwei und etwa 10m außerhalb unseres Lagers auf einem etwa 3m breiten Weg. Unser Lager durften wir auch nicht verlassen. Das Lager war auf einer Anhöhe. Der Angreifer kam von unten und der Seite. Die angreifende Mannschaft musste demnach erst von außen die Gegner dezimieren um nicht im Kugelhagel der Fahne zu stehen. Hier war ich nicht allzu erfolgreich. Die erste Fahne wurde nach etwa 10 Min erobert, auch aufgrund Unaufmerksamkeit und Langeweile. Der Gegner hatte sich zu sehr verschanzt, dann es aber mit dem 2. Mann innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Fahne zu klauen. Da diese Seite an Attraktivität verlor, sind nun alle Verteidiger auf die andere Seite unseres Lagers um zumindest die andere zu schützen. Mei war das ein Spaß, als einer versucht hat die Fahne mitzunehmen! Der stand derart im Kugelhagel wie eine Versuchspuppe am Schiessstand! Den haben sicher 10 Kugel pro Sekunde getroffen, das war gut zum Abreagieren. Bis zum Pfiff hat sich kaum was getan, bis auf, dass ich erneut eine Armbinde abgeben musste - diesmal wegen eines Wadentreffers! Dann waren wir dran! Der Schwede, der Paintball schon mal gespielt hat, gab uns schon vor dem Angriff der anderen taktische Tipps, wie wir von der anderen Seite die Gegner in ihrem Lager dezimieren sollten. So haben wir es dann auch gemacht. Im großen Bogen um das Lager hab ich mich in guter Schussweite oberhalb und im Hintergrund des Lagers platziert, von dem ich nicht mal die Fahnen gesehen habe. Von dort hab ich nur Kopf- und Helmtreffer einstecken müssen. Da sich vor dem Mund nur ein Gitter in der Maske befand, hab ich einiges an Farbe schlucken müssen. Aber meine Sehkraft hab ich noch nicht eingebüsst! Von diesen Treffern hab ich aber sicher zwischen 15 und 20 abbekommen. Im Lager war aber jeder, der einen Positionswechsel machte, mir und meinem Gewehr ausgeliefert. Etwa 5 Armbinden wurden meinetwegen abgegeben! Ach ja, der Pole in unserem Team hat beide (!) Fahnen mitnehmen können. Auch ein Resultat unseres erfolgreichen Dezimierens!

Insgesamt habe ich nur 10 Kugeln nachgekauft, das konnte man während des Spiels bei den Marschalls oder gemütlicher in der Pause machen. Die einzelnen Extraschüsse kosteten jeweils 1,65ct. Der Schwede war diesmal Rekordhalter (Rambo I) mit 37 extra ausgegebenen €. Der Österreicher guter 2. Rambo mit 33 extra €. Der Direktor Kelly war auch in unserem Team. Auf der Heimfahrt bedankte er sich speziell bei unserem Team, er spielte das Spiel schon seit 8 Semester und hat bisher immer verloren. Heute zum ersten Mal in der Gewinnermannschaft - sicher eine Folge unserer schiesswütigen Rambos!

Am Abend hab ich mir eine Guinnesspyramide von 10 leeren Dosen gebaut - ein wahrlich schönes Bild!

         

 

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