Zurück ] Nach oben ] Weiter ]

 

       

4. Mai - Sport³

Heute war in jeder Hinsicht ein sportlicher Tag. Angefangen mit einer übergroßen Runde im Bois. Da bin ich an andere Enden gelaufen, hab schon La Defense vor mir gehabt, und das Hippodrom auch zweimal umkreist. Nach zwei Stunden hatte auch erstmals seit Jahren Blasen obwohl die Schuhe auch nicht neu sind.

Später hab ich Sandra angerufen ob wir denn heute nach Montmartre gehen. Sie hatte vor, bei der Pariser Bladenight teilzunehmen, aber wollte dann doch nicht. Im Endeffekt war ich es, der sie dazu überzeugte. Ich hab zwar keine Blades, man kann sich aber welche leihen, was ich auch tat, Extragroß natürlich, schon wegen der Blasen. Das Rollerspektakel ist aber nicht wirklich mit unserem vergleichbar, die Strassen werden direkt vor dem Feld erst gesperrt, es gibt kaum Guards, dafür aber Polisten, auch auf Rollen und auch komplett bestückt mit Pistole, Schlagstock, Handschellen, Spray... Macht nicht so den tollen Eindruck, hat teilweise den Eindruck eines Sträflingszuges. Dann wird die Meute auch immer wieder gestaut damit das Feld nicht zu lang wird, zur Halbzeit gibt es eine 20minütige Pause und manchmal muss man bei roten Ampeln auch anhalten. Dennoch hat es Spaß gemacht, Paris mal von einer schnellen Art kennen zu lernen und zu sehen. Unterwegs sind wir auch Majid und Laura, zwei Spaniern begegnet aber generell waren es in etwa gleich viele Teilnehmer. Zu dieser sonntagnachmittäglichen Veranstaltung gibt es auch noch eine richtige Bladenight, am Freitagabend. Da wird aber schnell gefahren und auf der deutschen Version der Internetseite findet man erst mal Unfallstatistiken und Mahnungen, man solle nicht ohne Krankenversicherung laufen geschweige denn ohne Schoner. Dennoch habe ich vor auch mal bei der anderen Veranstaltung mitzulaufen.

Am Abend hatte ich zwei Vorhaben, entweder faul Indiana Jones im Fernsehn anschaun oder das Spiel Paris SG gegen Monaco, wobei ich mich auch noch nicht festgelegt habe, ob im Stadion oder nur in ner Kneipe. Das Spiel jedenfalls ist seit langem ausverkauft. Da Anki schneller war und den Fernseher annektierte, kam für mich nur das Spiel in Frage. Damit ich mir nachher nicht vorwerfen könne, ich hätte es nicht mal versucht, bin ich proforma zum Stadion. Vor drei Jahren hab ich schon mal eine Karte gegen Sedan auf dem Schwarzmarkt unter Preis verkauft, damals haben sich die Händler verspekuliert. Für dieses Spiel sagte man mir in der Metro, dass ich 10-50% Aufschlag zu erwarten hätte. Kaum aus der Metro raus, kam schon der erste Händler und sprach vom "Besten Platz". Ein 38 EUR Ticket für 60. "Ich bin doch nur Student, da brauch ich keinen Besten Platz" entgegnete ich. "OK, dann eben 50!" - "Die zahl ich auch nicht mein Herr, ich such weiter!" - "OK, nur 40, ist fast geschenkt, soviel wie auf dem Ticket steht." - "Fast geschenkt sind 10", sagte ich "und auf der Karte steht immer noch 38." Nun weiß ich auch, warum Deutsche (ich zähle mich hier dazu) hier so unbeliebt sind, sie lassen sich anscheinend nicht so leicht verarschen. Als ich wieder gehen wollte, lies der Verkäufer aber nicht locker, da dachte ich an vor drei Jahren, dass ich heute das Ticket vielleicht auch billiger bekäme. Schnell und unauffällig entleerte ich meinen Geldbeutel bis auf 30 EUR und stopfte den Rest in die Hose. Dann zeigte ich ihm, dass ich nur 30 hätte und widerwillig kam es zum Deal. Eigentlich sollte ich mich freuen, aber es blieb der schale Nachgeschmack, dass ich vielleicht immer noch zuviel bezahlt hab. Dann ist der Typ auch gelaufen, wahrscheinlich wegen der Polizei, die ihm nachlief und denen er nicht alles erklären wollte. Von mir wollten die Beamten aber nichts, da befürchtete ich, vielleicht eine Kopie gekauft zu haben.

Hab ich aber nicht. Im Stadion bin ich leider etwa fünf Minuten zu spät angekommen, drum war die Karte auch billiger, aber das bin ich von Bayernheimspielen auch gewöhnt, dass ich den Anstoß nicht sehe. Sofort fielen mir die Gegensätze zu München auf: das Spielfeld ist viel kleiner, man scheint zwei Freizeitmannschaften zuzusehen, das Stadion hat aber ne tolle Atmosphäre. Nicht zuletzt, weil in beiden Hintertorgeraden die Fans Heimmannschaft stehen. Die Fans der Gäste (sind es echte Monegassen?) stehen in einer Kurve zwischen Haupt und Hintertorgeraden. Was auch noch sofort auffiel, dass man hier in aller Öffentlichkeit kiffen kann. Zumindest wurden mehr Jollies in Riechweite geraucht als Torszenen zu zählen waren. In der Halbzeitpause gab es von Jugendmannschaften Penaltyschiessen. Beide Torwärte stehen zwischen ihren Pfosten und abwechselnd laufen die Angreifer von der Mitte mal nach links, mal nach rechts. Fand ich wirklich unterhaltend. Dann zweite Halbzeit, keiner trinkt Bier, alle nur Cola und so n Mist. Nicht dass es hier Bier gäbe aber irgendwas wird schon ausgeschenkt, aber nicht akzeptiert. Die müssen vielleicht blöd schaun, wenn sie nach Deutschland kommen und die Fans rauchen keine Joints! Das Spiel ging übrigens 2:1 nach 0:1 aus. Ronaldinho, der mich an die Handpuppe von den American Gladiators erinnert hat mit einem Elfer auch zum Sieg beigetragen.

Und noch etwas fiel mir auf: In der Stadionzeitung werden die Sponsoren getrennt von PSG und vom Prinzenparkstadion genannt. Allerdings hängt ein riesiges PSG Logo am Haupteingang. Erstaunlich auch, warum den Fans kein Fastfood nach dem Spiel verkauft wird, das machen dann eifrige Einzelhändler auf der Strasse. Duzende metergroße Paellas ebnen den Weg zur Metrohaltestelle. Da geht doch PSG (oder dem Prinze) ordentlich was verloren, dass sie den Fraß nicht selber an den Mann bringen.

       

 

Zurück ] Nach oben ] Weiter ]